Von Erfurt über Meiningen nach Leh

Eine weite Reise hatte in diesem Jahr nicht nur eine Gruppe Himalayabewohner, die unsere Südthüringer Region besuchte, sondern auch ein Zahnarztstuhl der in Richtung Himalaya unterwegs war. Aber der Reihe nach. Im Februar dieses Jahres verlegten vier Himalayabewohner ihren kargen Lebensmittelpunkt von 4000 Metern Höhe auf rund 300 Meterüber den Meeresspiegel nach Thüringen. Sonam Dorjay, Thukjay Sonam, Amchi Tashi Puntsog und Kunzang Choton aus der nordindischen Himalaya-Region mit dem Namen Ladakh besuchten die Kunst- und Kulturstadt. Die Delegation folgte der Einladung des Meininger Hilfsvereins „Ladakhpartners Local Doctors e.V.“, der in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum feierte.

„Es waren sehr schöne Wochen mit Sonam, Thukjay, Kunzang und Tashi. Wir haben ihnen unsere Welt gezeigt, damit sie sich selbst ein Bild machen können. Natürlich sieht man bei Besuchen meistens nur die schönen Seiten, zwischen den Zeilen entdeckt man jedoch auch den Preis für das Funktionieren eines so hoch entwickelten Systems in dem die Menschen am Ende auch nicht glücklicher sind als sie selbst und die in ihrer Heimat. Alle sind wieder gut in ihren Dörfern angekommen und feiern in diesen Tagen „Lossar“, das ladakhische Neujahresfest.“, freut sich der Vorsitzende und Initiator des Meininger Himalaya-Hilfsvereins Maik Wieczorrek. „Ohne die Hilfe von Sonam Dorjay, er ist der Landrat der Region sowie Koordinator der dortigen Amchivereinigung (Amchis heißen die Naturheiler), und dem Lehrer und Freund Thukjay Sonam, er begleitet die jährlichen Hilfseinsätze undübersetzt die englische in die ladakhische Sprache, wäre die umfangreiche Hilfe gar nicht möglich.“, ergänzt der Meininger Zahnarzt. Auf dem Jubiläumsprogramm standen Besuche in der Meininger Pulverrasenschule, im Suhler Klinikum, im Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer in Rohr sowie im Thüringer Landtag. Am 09. Februar 2019 feierte der Verein sein Jubiläum im Meininger Ernestinerhof. Vorgestellt wurde dort die mittlerweile langjährige Geschichte des Hilfsprojektes, auch aus Sicht der ladakhischen Einwohner.

Erneut schickte der Meininger Hilfsverein „Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e. V.“ wieder eine Gruppe auf das Dach der Welt, um den Bewohnern der entlegenen Bergregion zu helfen. Ziel war es in diesem Jahr einen Zahnarztstuhl in die Klinik des Dorfes Lingshed zu bringen. Eine Vierer-Gruppe reiste im August 2019 in den indischen Bundesstaat Jammu und Kashmir, in dem die Region Ladakh liegt. Die Gruppe bestand aus Doreen Schreiber, sie ist Zahnärztin aus Mühlhausen, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten, Steffen Seyfarth, mitreiste sowie dem Zahnmedizinstudent Simeon Schmidt aus Marburg und Erich Walter Nippel, Zahnarzt im Ruhestand aus Bielefeld. Die Kosten für den 17 Kilogramm schweren mechanischen Zahnbehandlungsstuhl wurden während einer Weihnachtstombola auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt mit den dortigen Rotariern gesammelt. Erich Walter Nippel stammt aus Bielefeld und hat den Meininger Zahnarzt vor 15 Jahren kennengelernt. „Die Rotarier haben 5300 Euro gesammelt, damit wir den Spezialstuhl anschaffen konnten.“, erzählte der 68-jährige Zahnarzt. Seine 39-jährige Kollegin aus Thüringen hatte die Meininger Hilfsorganisation im Internet entdeckt. „Ich hatte einen Artikelüber das Projekt gelesen und mich dann bei Maik Wieczorrek gemeldet bzw. angerufen.“, erzählte Doreen Schreiber, die Zahnärztin aus Mühlhausen, vor ihrer Abreise. Neu im Team war auch der 29-jährige Zahnmedizinstudent Simeon Schmidt aus Marburg: „Ich habeüber einen Flyer das Projekt entdeckt und mich dann direkt mit Maik Wieczorrek in Verbindung gesetzt.“ Darüber freute sich natürlich der Zahnmediziner: „Mittlerweile ist unser Projekt deutschlandweit, speziell in zahnmedizinischen Kreisen so gut bekannt und anerkannt, dass sich auch Mitstreiter finden, die vorher noch nicht aktiv an Einsätzen teilgenommen haben“.

Am Ende kamen alle wieder ohne Beeinträchtigungen zurück. Zahlreiche Einwohner konnten zahnmedizinisch versorgt und der Zahnarztstuhl im Dorf Lingshed in Betrieb genommen wreden. Das seltene Gepäckstück musste per Flugzeug zuerst nach Delhi und dann nach Leh, der größten Stadt der Region in 3000 Metern Höhe gebracht werden. Danach ging es per Jeep und Pferd nach Lingshed. Im Gepäck hatte die Gruppe auch Ersatzteile für die Solarbohrer der Naturheiler sowie Instrumente und Materialien. „Noch einen Tag vor Ihrer Abreise entwickelte sich eine sehr ernste Krise in Kashmir.  Militärische Auseinandersetzungen zwischen Pakistan und Indien waren und sind bis heute nicht auszuschließen. Trotzdem sind alle geflogen, obwohl alle das erste Mal in dieses Gebiet gereist waren. Das spricht von großem Vertrauen in unsere Arbeit. Andererseits haben wir vor Ort verlässliche Helfer, die dafür Sorgen, dass alle gut in die Berge aber auch wieder gesund zurückkommen, was immer das Wichtigste ist bei unseren Einsätzen“, so der Vereinsvorsitzender. Auch für 2020 haben sich die Vereinsmitglieder einiges vorgenommen. So wird wieder eine Gruppe aus Meiningen in die Berge starten und es etwas leichter haben,überhaupt in die Region zu gelangen. Mittlerweile führt nämlich sogar eine Art Straße in das größte Dorf der Region. Lingshed ist seit August diesen Jahres mit dem Jeep erreichbar. „Straßen in den Bergen von Ladakh bedeuten zwar eine Verbindung zu Außenwelt von Juni bis Oktober, im Rest des Jahres geht es weiter wie bisher, zu Fuß. Derzeit wird dort mit unserer Unterstützung eine Community Hall gebaut. Viel wird sich verändern und wir freuen diesen Prozess der Veränderung zu begleiten.“, blickt Wieczorrek zurück und nach vorn.

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